11. Adventfenster

Adventkalender 2021 als Zusammenfassung von Giorgio Agambens Buch

„An welchem Punkt stehen wir? Die Epidemie als Politik“

11. Adventfenster – Zusammenfassung Kapitel 7  

„Soziale Distanzierung“

6.4.2020

In diesem Kapitel betrachtet Agamben den neuen politischen Begriff „Social Distancing“.

Er empfindet den Begriff als Euphemismus um den grausamen Begriff „Abgrenzung“ zu vermeiden. Deshalb möchte er der Frage nachgehen, worin eine politische Ordnung bestehen könnte, die sich darauf gründet.

Denn jeder Notstand ist ein Labor, in dem zukünftige politische und soziale Ordnungen ausprobiert werden.

Wer in solch einem Notstand dazu aufruft, der Situation Positives abzugewinnen, beschreibt Agamben als töricht. Denn er findet eine Gemeinschaft, die auf Social Distancing aufbaut, menschlich und politisch unerträglich.

Agamben beruft sich auf Elias Canetti und sein Werk „Masse und Macht“. Canetti stellt fest, dass man sich üblicherweise davor fürchtet, von Fremden berührt zu werden. In der Masse allein (zB bei einem Konzert), wird der Einzelne von dieser Berührungsfurcht erlöst. Die Masse ist somit die einzige Ausnahme, in der sich die Berührungsfurcht vom Fremden in ihr Gegenteil verkehrt.

Diese neuartige Masse, die durch die Regeln des „Social Distancing“ entstanden ist, nennt Agamben die „verkehrte Masse“. Denn sie besteht nur mehr aus Individuen, die sich um jeden Preis wechselseitig auf Distanz halten.

Wer behauptet dass die Gemeinschaft des „Social Distancing“ einfach nur ein auf die Spitze getriebener Individualismus ist, findet Agamben naiv.

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