28. Dezember

Adventkalender 2021 als Zusammenfassung von Giorgio Agambens Buch

„An welchem Punkt stehen wir? Die Epidemie als Politik“

Weiterführung der Zusammenfassung – Kapitel 19

„Ein gesichtsloses Land“

8.10. 2020

„Das, was wir Gesicht nennen, eignet keinem Tier, sondern nur dem Menschen, und drückt seinen Charakter aus.“

Cicero

Auch wenn alle Lebewesen sich einander zeigen und miteinander kommunizieren, so hat nur der Mensch ein Gesicht als Ort seiner eigenen Wahrheit. Das Gesicht bringt den Gemütszustand zum Ausdruck, wir teilen uns damit den anderen Mitmenschen mit.

Daher ist das Gesicht des Menschen auch der Ort der Politik. Er will sich erkennen und erkannt werden. In seinem Eigenbild sucht er nach der Wahrheit. Im Gegensatz dazu, sind Tiere keine politischen Wesen und haben kein Interesse an Spiegeln oder Bildern.

Echte Politik ist im Gegensatz zum Informationsaustausch eben mehr als nur diese oder jene bestimmte Sache mitzuteilen. Das Gesicht stellt damit die Grundvoraussetzung für die Politik dar.

Einander ins Gesicht zu schauen, einander zu erkennen, eine Leidenschaft füreinander zu entwickeln, Abstand und Nähe wahr zu nehmen – all dies sind politische Elemente und machen das Gesicht zum wahren Ort von Politik.

Wenn Menschen ihre Gesichter allerorts mit Masken verhüllen, löschen sie die politische Dimension aus.

In diesem dadurch entstehenden leeren Raum bewegen sich dann nur mehr voneinander isolierte Individuen, die ihre Botschaften an gesichtslose Namen richten.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert