15. Adventfenster

Adventkalender 2021 als Zusammenfassung von Giorgio Agambens Buch

„An welchem Punkt stehen wir? Die Epidemie als Politik“

15. Adventfenster – Zusammenfassung Kapitel 10  

„Neue Überlegungen“

27.4.2020

aus „Neue Zürcher Zeitung“

Lt. Agamben erleben wir das Ende der bürgerlichen Demokratie (Grundrechte, Parlament, Gewaltenteilung) und es bildet sich ein neuer Despotismus heraus, der lt. amerikanischen Politologen „Security State“ genannt wird.

Demnach werden aus Sicherheitsgründen, zB. der öffentlichen Gesundheit, ähnlich wie bei den „Comités des salut public“, den Wohlfahrtsausschüssen der Französischen Revolution, die Freiheitsrechte eingeschränkt.

Agamben kritisiert den unwissenschaftlichen Umgang (Keine Beziehung zur jährlichen Sterblichkeitsrate und keine Aufschlüsselung nach Alter/Todesursache) mit den verbreiteten Zahlen und meint, dass wohl jeder Staat dieser Welt die Daten der Pandemie für seine Zwecke aufbereiten wird.

Agamben meint daher, dass wir durchaus unsere legitimen Zweifel an den gesetzten Maßnahmen haben sollten, ohne deshalb die Bedeutung der Pandemie herabzusetzen. 

Der griechische Begriff „epidemia“ beinhaltet „demos“, also dem Volk als politische Entität.

Agamben kritisiert daher, dass nicht das Volk, sondern Ärzte und Wissenschaftler die wichtigen Entscheidungen treffen, zumal uns die Geschichte zeigt, dass Wissenschaftler auch in der Lage sind, jegliche Skrupel ethischer Art beiseite wischen, um ihre wissenschaftlichen Absichten zu verfolgen.

Als Beispiel nennt hier Agamben die Verbrechen einiger angesehener Wissenschaftler im Nationalsozialismus.

Außerdem macht Agamben darauf aufmerksam, dass es keine Einigkeit unter den Wissenschaftlern gibt und nennt als Beispiel Didier Raoult, einen berühmten Infektiologen aus Frankreich, der die Isolationsmaßnahmen als mittelalterlichen Aberglauben bezeichnet.

Die neue Religion der Wissenschaft handelt wie die traditionellen Religionen. Theologen (Wissenschafler) können Gott (das Virus) zwar nicht genau definieren, diktieren jedoch in seinem Namen den Menschen gewisse Verhaltensregeln.

Der niederländische Wissenschaftler Louis Bolk meint, dass sich der Mensch nicht nur schon lange von seiner natürlichen Anpassung an seine Umwelt entfremdet hat, sondern zusätzlich auch noch mit seinen technischen Errungenschaften die Umwelt an ihn anpasst.

Agamben warnt davor, dass sich dieser Prozess ab einem gewissen Punkt möglicherweise gegen sich selbst wendet und zur Selbstzerstörung führt.

Wir müssen darauf achten, dass die Medizin, die ja Leiden lindern sollte, nicht noch größere Leiden schafft.

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